Artikel aus der Tageszeitung Göteborgs Posten vom 15. März 2003
Übersetzung von Manfred Eberhardt:
Unter wandernden Ringen und lachender Keramik
Keramik mit Anschluessen an die Konzeptkunst. Delikate und ersnste kleine Schmucksachen. Love Jönsson schreibt ueber deutsche kunsthandwerker die in Göteborg ausstellen.
Lachen von einem Lautsprecherversehenen, lächelnden Lachtopf ist das erste was den Besuchern begegnet, wenn sie die Ausstellung von der Künstlerin Birgitte Kottwitz in der SINTRA-Gallerie besuchen. Der Topf ruht auf einer Säule versehen am Fussboden mit vier Federn die in jeder Richtung hinauszeigen. Diese Anordnung scheint ein Bild davon zu geben, wie das Lachen gleich den Federn mit dem Wind sich in alle Richtungen verbreitet, kitzelt und aufs Neue zum Lachen führen kann.
Brigitte Kottwitz ist sowohl auf der heutigen Fluxuszene wie auch in der ursprünglichen, indischen Lachbewegung aktiv. Sie lud im Zusammenhang mit der Ausstellungseröffnung die Göteborger Besucher ein zu einem kollektiven Lach-Happening.
Der Humor, die Mischung verschiedener Medien und der Wille, das Publikum zu aktivieren, knüpft deutlich an die Fluxuskunst der sechziger Jahre. Aber Brigitte Kottwitz arbeitet hauptsächlich mit Keramik und manchmal auch auf eine materialmäßig raffinierte Weise, die im Gegensatz zu der antikünstlerischen Fluxusbewegung steht. Mehrere der Ausstellungsobjekte gestalten auch eine Begegnung, oder eine Konfrontation zwischen der Behauptung von der keramischen Tradition und der Ambition mit ausgesprochenen Ereignissen von heute zu kommunizieren. Manchmal wird die Zersplitterung mehr als deutlich wenn zum Beispiel die Plastikdosen und das zierlich geschaffene Steingut in aparte Pokale zusammengefügt werden.
Vieldeutig ist das System der Vervielfältigung und Verwandlung, das im Dialog mit den javanesischen Tempelreliefs – anwesend auf der Ausstellung in Form von Bildern der Fotografin Ursula Hillman – entstanden ist. Brigitte Kottwitz hat mit ihrem eigenem Körper als Modell Replike der Körperteile geschaffen, die heute auf den antiken Steinfiguren nicht mehr zu finden sind. Auf dem Boden aufgestellt, bilden die Körperteile, die auch in Form von Gefäßen dastehen, ein Schachspiel.
Die stufenweise erfolgte Verstümmelung von den tempelfriesischen Figuren, die fotografische Dokumentationen und deren Zustand, die Vervielfältigung des Körpers von Brigitte Kottwitz, die Verwandlung der Körperteile in Gefäße, die Metamorphose der Gefäße in Schachfiguren – alles entwickelt sich in ein großes, generöses Überschreiten der Grenzen von Zeit, Raum und Gedanke.
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