Performance beim Tag des Friedhofs 2009

Ich hatte etwa 60 Lebkuchen in Kreuz-Christi-Form gebacken und auf einem Tisch ausgelegt. Morgens um 10:30 Uhr kamen die ersten Besucher, die zunächst zögerlich das Angebot eines kostenlosen Stück Lebkuchens annahmen. Mein Plan war, innerhalb von 3 Stunden alle Lebkuchen zu verteilen, es sollte dann aber wesentlich länger dauern.

“Die Darstellung des gekreuzigten Christus in gebackener Form ist eine Ergänzung zum Kreuzweg der neun Stationen. Die am Ende des Kreuzwegs anfallenden Steinreste der Sandsteine können hier mit den Kuchenteilen getauscht werden, die ich hier verschenke. Dies steht symbolisch für die Verteilung des christlichen Glaubens.”

Brigitte Kottwitz

Da mein Stand zwar genau am Ende (9. Station – Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt) des von den Gärtnern und Steinmetzen geschaffenen Kreuzwegs aufgebaut war, dieser aber gegen die übliche Wegrichtung verlief, kamen viele Leute vorbei, die den Kreuzweg noch gar nicht betrachtet hatten und somit den Sinnzusammenhang nicht sehen konnten.

Erst wer den Weg durchlaufen hatte, konnte verstehen, daß im Verlauf immer mehr Stein vom Sandstein abgehauen wurde, bis am Ende an der 9. Station nur noch ein Häuflein Steinreste lagen, die vorübergehend bis zur Auferstehung den Leib Jesu versteckten.



Performance: Leb-Kuchen von Brigitte Kottwitz

im Rahmen der Gemeinschaftsausstellung Kunst und Passion
in der Klosterpresse Frankfurt, Paradiesgasse 10, Vernissage am Karfreitag 2. April 2010, 19 Uhr

Jeder Laib Christi wird auf dem Silbertablett mit einem Messer in Stücke zerteilt und dem Besucher zum Essen gereicht, mit den Worten: “mit Liebe gebacken”. Welches Symbol ist denn besser als “dieses” das für Leben steht? Darum ging es mir, ein alter Brauch, gebackenes Brot – genannt LebKuchen, wird als lebendiges und liebendes Werk an die Besucher verteilt. Kunst als Geben und Nehmen im Gebrauch und Verbrauch.

Kategorien: Installation